Cannabis bei Krankheiten

Cannabis bei Krankheiten
privatrezept.net Redaktion
14 Minuten
31.7.2025

Medizinisches Cannabis – für viele Menschen mit schweren Krankheiten ist es ein Hoffnungsschimmer auf Linderung von belastenden Symptomen. Doch Cannabis ist kein Wundermittel, das jede Krankheit heilt. Ärzte dürfen Cannabis in Deutschland seit 2017 in Ausnahmefällen verordnen, wenn andere Behandlungen nicht ausreichend helfen und eine Aussicht auf Besserung der Beschwerden besteht (Quelle: TK, 2024)1. Seit dem 1. April 2024 ist Cannabis zudem teilweise entkriminalisiert und unterliegt nicht mehr dem Betäubungsmittelgesetz, was den Zugang zur medizinischen Anwendung erleichtert.

In diesem Artikel beleuchten wir, bei welchen Krankheiten Cannabis helfen kann, wo seine Grenzen liegen, welche Voraussetzungen für eine Verschreibung gelten und welche Risiken zu beachten sind. Aktuelle Studienergebnisse und wissenschaftliche Daten werden dabei berücksichtigt, um ein faktenbasiertes Bild der Cannabis-Therapie zu zeichnen.

Worum geht's?

  • Bewährte Anwendungen: Chronische Schmerzen, MS-Spastik, therapieresistente Epilepsie, Chemo-Übelkeit
  • Keine Wirksamkeit: Depression, Psychose, Demenz, Glaukom, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • Kontraindikationen: Jugendliche <25 Jahre, Schwangerschaft, Psychose-Vorgeschichte, schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Verordnung: Betäubungsmittel-Rezept, max. 100g/30 Tage, Erstverordnung meist mit Kassengenehmigung

Warum wird Cannabis als Medizin genutzt?

Die Cannabispflanze wird seit Jahrtausenden medizinisch verwendet. Ihre wirksamen Inhaltsstoffe – vor allem Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) – beeinflussen das körpereigene Endocannabinoid-System. Dadurch kann Cannabis symptomlindernd wirken, z.B. Schmerzen dämpfen, Übelkeit hemmen oder Muskelkrämpfe lösen. Anders als herkömmliche Medikamente greifen Cannabinoide an speziellen Rezeptoren im Nervensystem an. THC wirkt u.a. schmerzlindernd, appetitsteigernd und entspannend, hat aber auch psychoaktive Effekte. CBD wirkt nicht berauschend; es werden angstlösende und entzündungshemmende Eigenschaften beschrieben.

Bei welchen Krankheiten kann Cannabis helfen?

Medizinisches Cannabis kommt bei einigen Erkrankungen und Symptomen infrage. Forschung und praktische Erfahrung weisen insbesondere auf folgende Anwendungsgebiete hin:

Chronische Schmerzen

Hierzu zählen vor allem Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen) sowie tumorbedingte Schmerzen. Studien zeigen, dass Cannabis bei chronischen Schmerzen eine moderate Schmerzlinderung bewirken kann, wo herkömmliche Schmerzmittel oft unzureichend sind (Quelle: JAMA, 2015)2. Am besten belegt ist die Wirkung bei neuropathischen Schmerzen – beispielsweise spüren viele Patienten mit Nervenschädigungen eine Besserung unter Cannabis im Vergleich zu Placebo1. Auch bei Krebs-Schmerzen wurde in einigen Untersuchungen Cannabis eine stärkere Wirkung als Placebo nachgewiesen1. Hingegen hilft Cannabis bei akuten Schmerzen (etwa nach Operationen) kaum besser als Placebos1. Insgesamt betonen Experten, dass weitere Studien nötig sind, um die optimale Dosierung und Langzeitwirksamkeit in der Schmerztherapie zu klären. Dennoch wird Cannabis bereits in Schmerzkliniken und der Palliativmedizin als individueller Therapieversuch eingesetzt, gerade wenn Opiate oder andere Analgetika versagen oder unerwünschte Wirkungen zeigen (Quelle: TK, 2024)1.

Spastik bei Multipler Sklerose (MS) und Querschnittslähmung

Viele MS-Patienten leiden an schmerzhaften Muskelspasmen und Verkrampfungen. Cannabis-basierte Medikamente (z.B. Nabiximols als oraler Spray) können diese Spastiken lindern. Zwar sind messbare Verbesserungen mit Standardtests nicht immer eindeutig, doch rund 30 % der Patienten berichten unter Cannabis von einer deutlichen Linderung ihrer Spastik-Symptome, verglichen mit etwa 15–35 % unter Placebo (Quelle: TK, 2024)1. Die subjektive Besserung – z.B. weniger Krämpfe und besserer Schlaf – wird teils auf die entspannende und muskelrelaxierende Wirkung von THC zurückgeführt. Bei MS-Schmerzen jedoch waren die Ergebnisse gemischt: Eine Übersichtsarbeit fand 2017 keinen signifikanten Unterschied zu Placebo1. Insgesamt gilt auch hier: Einige Patienten profitieren spürbar, andere weniger – ein individueller Versuch unter ärztlicher Überwachung kann angezeigt sein.

Epilepsie

Besonders schwere kindliche Epilepsien wie das Dravet- oder Lennox-Gastaut-Syndrom sprechen in manchen Fällen auf CBD-reiche Cannabis-Präparate an. International aufsehenerregend waren Studien mit Cannabidiol (CBD): In einem kontrollierten Versuch sank die Anfallshäufigkeit bei Dravet-Patienten unter CBD um median ~39% gegenüber 13% unter Placebo (Quelle: NEJM, 2017)3. Etwa 43% der Kinder erreichten eine Halbierung ihrer Krampfanfälle, während dies unter Placebo nur 27% schafften3. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich beim Lennox-Gastaut-Syndrom. Diese Daten haben zur Zulassung eines CBD-Arzneimittels (Epidiolex®) geführt. Für andere Epilepsie-Formen laufen noch Studien, doch aktuelle Ergebnisse stützen die Wirksamkeit von Cannabinoiden bei bestimmten therapieresistenten Epilepsien1.

Wichtig: Cannabis-Therapie in der Epileptologie erfolgt immer in Absprache mit Spezialisten, da Wechselwirkungen mit anderen Antiepileptika auftreten können und präzise Dosierung entscheidend ist.

Übelkeit und Appetitlosigkeit (z.B. bei Krebs und HIV/AIDS)

Die antiemetische (Übelkeit lindernde) Wirkung von THC ist seit den 1980er Jahren bekannt. Cannabis-basierte Medikamente wie Dronabinol (THC in Tropfenform) sind zugelassen, um Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie zu behandeln, sowie um den Appetit bei schwerer Appetitlosigkeit (Kachexie) z.B. bei AIDS-Patienten zu steigern.

Einige wissenschaftliche Übersichtsarbeiten bescheinigen Cannabis eine belegte Wirksamkeit gegen Chemo-Übelkeit (Quelle: PubMed, 2016)2. Andere Reviews sind vorsichtiger und empfehlen Cannabinoide derzeit nicht als Mittel erster Wahl, da moderne Antiemetika (gegen Übelkeit) oft besser untersucht und wirksamer sind (Quelle: TK, 2024)1. In der Praxis wird Dronabinol aber eingesetzt, wenn gängige Medikamente unzureichend wirken oder vom Patienten nicht vertragen werden.

Appetitsteigerung: THC kann Hungergefühl fördern – HIV-Patienten etwa berichteten in Studien von einer leichten Gewichtszunahme unter Cannabis1. Allerdings waren die Effekte auf den Appetit in klinischen Studien teils nicht signifikant stärker als Placebo und traten vor allem bei kurzfristiger Anwendung auf1. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf, um den Nutzen von Cannabis bei Auszehrung klar zu belegen.

Angststörungen und posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Angstlösende Effekte von Cannabis werden diskutiert, vor allem für CBD. Manche Patienten mit sozialen Ängsten oder PTBS berichten, Cannabis helfe ihnen, innere Unruhe und Angst zu dämpfen. Wissenschaftlich ist die Datenlage jedoch dünn. Kleinere Studien deuten an, dass Cannabinoide möglicherweise Angst reduzieren können, doch robuste Belege fehlen (Quelle: TK, 2024)1. Tatsächlich können hohe THC-Dosen bei einigen Menschen Angst und Paranoia eher verstärken – hier kommt es stark auf Dosierung und individuelles Ansprechen an.

CBD hingegen zeigte in ersten Untersuchungen z.B. bei sozialer Angststörung eine Reduktion physiologischer Angstsymptome4. Insgesamt gilt: Cannabis ist nicht die erste Wahl zur Angstbehandlung. In Ausnahmefällen könnte ein ärztlich begleiteter Versuch unternommen werden, etwa wenn konventionelle Anxiolytika nicht wirken – dann oft CBD-dominante Präparate, um Rausch- und Suchtgefahr zu minimieren.

Schlafstörungen

Viele Patienten berichten, unter Cannabis besser schlafen zu können – sei es aufgrund reduzierter Schmerzen in der Nacht oder direkter sedierender Effekte. Allerdings waren Schlafstörungen bisher selten Hauptfokus klinischer Cannabis-Studien1. In einigen Schmerzstudien wurde Schlaf als Nebenaspekt erfasst, ohne klaren Vorteil gegenüber Placebo zu zeigen1. Möglicherweise verbessert Cannabis indirekt den Schlaf, indem es Schmerz und Angst lindert. Für eine gezielte Anwendung als Schlafmittel fehlen aber belegte Wirknachweise. Daher wird Cannabis bei Schlafstörungen nur versucht, wenn diese im Zusammenhang mit einer Grunderkrankung (Schmerz, PTSD etc.) stehen und andere Schlafmittel ungeeignet sind.

Tourette-Syndrom

Das Tourette-Syndrom mit seinen motorischen und vokalen Tics ist schwer behandelbar. Einzelne kleine Studien und Fallberichte deuten darauf hin, dass THC-haltiges Cannabis die Tic-Intensität reduzieren kann1. Patienten berichteten unter Medizinal-Cannabis von weniger und schwächeren Tics und einer allgemeinen Beruhigung. In einer kleinen placebokontrollierten Studie verbesserte sich die Tic-Symptomatik signifikant mit THC im Vergleich zu Placebo (Müller-Vahl et al., 2003). Dennoch: Die Datenbasis ist schmal – es sind weitere Studien mit mehr Teilnehmern nötig, um Wirksamkeit und optimale Dosis sicher zu beurteilen1. Bei schweren, anders nicht kontrollierbaren Tourette-Verläufen kann ein Therapieversuch mit Cannabis erwogen werden, stets unter strenger ärztlicher Kontrolle.

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)

Obwohl gelegentlich in den Medien diskutiert, gibt es kaum Forschung zum Einsatz von Cannabis bei ADHS. Bisher liegen hauptsächlich Erfahrungsberichte einzelner Erwachsener vor, die subjektiv von Verbesserungen (z.B. weniger Impulsivität) nach THC-Konsum berichten1. Eine kleine Pilotstudie mit dem Cannabis-Mundspray Sativex® an 30 Erwachsenen fand keine signifikante Verbesserung der kognitiven Leistung, aber Hinweise auf weniger Hyperaktivität und Impulsivität (Quelle: TK, 2024)1. Insgesamt reichen diese Daten nicht aus, um Cannabis für ADHS zu empfehlen. Da ADHS meist im jungen Alter beginnt, ist zudem das Risiko von Nebenwirkungen im entwickelnden Gehirn zu bedenken. Hier ist also Vorsicht geboten – Forschung zum Zusammenhang des Endocannabinoid-Systems und ADHS steht noch am Anfang.

Zusammenfassend kann Cannabis bei ausgewählten Krankheitsbildern Symptome lindern – vor allem Schmerz, Muskelspastik, Übelkeit/Appetitverlust sowie bestimmte Anfälle. Es ist jedoch kein Allheilmittel für alle Beschwerden.

Welche Krankheiten kann Cannabis nicht heilen? Nun, Cannabis kann nach aktuellem Wissen keine Erkrankung ursächlich heilen – weder Krebs noch chronische Erkrankungen wie Diabetes oder psychische Störungen verschwinden durch Cannabis. Es kann allenfalls die Begleitsymptome mildern. Im nächsten Abschnitt betrachten wir, wo Cannabis keinen nachweislichen Nutzen hat oder sogar ungeeignet ist.

Grenzen der Wirksamkeit: Wann hilft Cannabis nicht?

Trotz mancher Erfolge gibt es klare Grenzen für den medizinischen Cannabiseinsatz. Nicht bei allen Krankheiten ist Cannabis sinnvoll – teils fehlt ein Wirkeffekt, teils bestehen Risiken, die den Einsatz verbieten. Laut einer Auswertung der Techniker Krankenkasse gibt es keine wissenschaftlich belegte Wirksamkeit von Cannabis bei folgenden Indikationen: Depressionen, Psychosen, Demenz, Glaukom sowie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn) (Quelle: TK, 2024)1. Das bedeutet, Studien haben hier entweder keinen Nutzen gezeigt oder es fehlen ausreichende Untersuchungen.

Insbesondere bei Depressionen ist die Studienlage sehr dürftig und bisher ohne belastbare Hinweise auf eine Verbesserung der depressiven Symptomatik1.

Psychosen (z.B. Schizophrenie) stellen einen Sonderfall dar: Zum einen gibt es keine Belege, dass THC-haltiges Cannabis Psychosesymptome lindern könnte1 – im Gegenteil gilt langjähriger Cannabis-Missbrauch als Risikofaktor, eine Psychose zu triggern. Zum anderen wird der Cannabis-Inhaltsstoff CBD aktuell auf antipsychotische Effekte hin erforscht: Vorläufige kleine Studien deuten an, dass hohe CBD-Dosen akut schizophrene Symptome mildern könnten, vergleichbar mit einem Standard-Neuroleptikum, jedoch mit weniger Nebenwirkungen (Quelle: Transl. Psychiatry, 2012)5.

Dennoch warnt die Fachwelt: Patienten mit einer Vorgeschichte von Psychosen oder schweren psychischen Erkrankungen sollten kein THC erhalten, da das Risiko einer Verschlechterung besteht.

Auch bei Demenz-Patienten konnte bislang nicht gezeigt werden, dass Cannabis Verhaltenssymptome verbessert1.

Und Glaukom (Grüner Star): Zwar senkt THC kurzfristig den Augeninnendruck, aber nur für wenige Stunden und mit systemischen Nebenwirkungen – es gibt keine Hinweise, dass Cannabis besser wirkt als Standard-Glaukommittel1. Daher wird Cannabis gegen Glaukom heute nicht empfohlen.

Neben fehlendem Nutzen gibt es Situationen, wann kein medizinisches Cannabis eingesetzt werden sollte, weil es der Gesundheit schaden könnte. Zu den Kontraindikationen und Vorsichtsbereichen zählen vor allem:

  • Jugendliche und junge Erwachsene unter ~25 Jahren: In der Entwicklungsphase des Gehirns kann regelmäßiger Cannabiskonsum negative Auswirkungen auf Konzentration, Gedächtnis und IQ haben. Das Sucht- und Psychoserisiko ist in jungen Jahren erhöht. Medizinisches Cannabis wird daher bei Minderjährigen nur in absoluten Ausnahmefällen (wie therapieresistenter Epilepsie) und unter strenger Kontrolle eingesetzt.

  • Schwangere und Stillende: Cannabiswirkstoffe passieren die Plazenta und gelangen in die Muttermilch. Ein Einfluss auf die Entwicklung des Kindes (z.B. niedriges Geburtsgewicht, neurologische Störungen) ist möglich. Aus diesem Grund ist Cannabis in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.

  • Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen: THC kann Puls und Blutdruck beeinflussen. In Einzelfällen traten Herzrhythmusstörungen oder Kreislaufprobleme nach Cannabiskonsum auf. Eine aktuelle große Studie in Dänemark zeigte einen leichten Anstieg des Risikos für Herzrhythmusstörungen bei Patienten, die Cannabis gegen Schmerzen nutzten (Quelle: Eur. Heart J., 2024)6. Bei koronarer Herzerkrankung, schweren Herzrhythmusstörungen oder kürzlich überstandenem Herzinfarkt ist daher Vorsicht geboten – Cannabis könnte die Herzbelastung erhöhen.

  • Personen mit Suchterkrankungen in der Vorgeschichte: Bei Patienten, die an einer Abhängigkeit (z.B. Alkohol, Medikamente) litten oder suchtgefährdet sind, ist Cannabis mit Zurückhaltung zu verordnen. Zwar gilt das Abhängigkeitspotenzial von Cannabis als moderater im Vergleich zu Alkohol oder Opioiden, aber eine psychische Abhängigkeit kann sich entwickeln. Daher sollte sorgfältig geprüft werden, ob Nutzen und Risiko in einem guten Verhältnis stehen. Bei früherem Cannabismissbrauch des Patienten ist besondere Zurückhaltung angebracht.

  • Schwere Lungenerkrankungen, Asthma: Wenn Cannabis in Form von Rauchen aufgenommen wird (z.B. als Joint), können Teerstoffe die Lunge reizen – ähnlich dem Tabakrauchen. Für medizinische Zwecke werden daher bevorzugt Vaporisatoren (Verdampfer) oder orale Kapseln/Tropfen eingesetzt. Dennoch: Patienten mit COPD oder lungenschädigenden Erkrankungen sollten inhaliertes Cannabis vermeiden. In Kanada wurde z.B. berichtet, dass zu hohe Dosierungen bei älteren COPD-Patienten mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergingen (Quelle: Studie, 2023)7. Hier ist Zurückhaltung und Wahl sichererer Applikationsformen wichtig.

Fazit zu den Grenzen: Cannabis hilft nicht bei jeder Krankheit und ist nicht für jeden Patienten geeignet. Insbesondere wenn die wissenschaftliche Evidenz eine Wirksamkeit verneint (wie bei Demenz oder Depression) oder wenn hohe Risiken bestehen (Psychose- oder Infarktrisiko), sollte von einer Cannabis-Therapie abgesehen werden. Auch substituiert Cannabis keine Standardtherapien, solange diese wirken – es kommt ergänzend oder als letzter Ausweg zum Einsatz. Im Zweifel entscheiden Arzt und Patient gemeinsam nach gründlicher Abwägung, ob ein Therapieversuch mit Cannabis sinnvoll ist.

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Fazit

Cannabis als Medizin bietet neue Chancen in der Therapie schwerer Krankheiten – aber es ist kein Wundermittel für jedermann. Die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen: Cannabis kann bei bestimmten Krankheitsbildern wie chronischen Schmerzen, spastischen Lähmungen, Übelkeit durch Chemotherapie oder einigen Epilepsien spürbare Linderung verschaffen. Viele Patienten berichten von einer verbesserten Lebensqualität, wenn alle anderen Mittel versagt haben. Gleichzeitig ist die Datenlage für manche Anwendungsgebiete noch begrenzt, und Cannabis wirkt nicht bei allen Beschwerden. Wichtig ist eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung.

Abschließend lässt sich sagen: Cannabis als Medizin ist weder Teufelszeug noch Wunderdroge. Es ist ein zusätzliches Werkzeug im Arztkoffer, das bei gewissen Krankheiten wertvolle Dienste leisten kann. Die Medizin lernt noch, dieses Werkzeug optimal zu nutzen – laufende Studien erweitern unser Wissen stetig. Für Patienten, die von herkömmlichen Therapien im Stich gelassen wurden, kann Cannabis genau das Richtige sein, um ihre Beschwerden zu lindern und Lebensqualität zu schenken. Diese Chance sollte genutzt werden, aber immer auf der Grundlage von medizinischer Expertise, wissenschaftlichen Erkenntnissen und verantwortungsvollem Umgang.


Quellen

Footnotes

  1. Techniker Krankenkasse (TK). "Indikationen: Bei welchen Krankheiten kommt Cannabis als Medizin in Frage?" TK-Report, 10.01.2024. Zusammenfassung der Studienlage: wirksame Einsatzgebiete (Schmerz, Spastik, Epilepsie, Übelkeit/Appetit) und keine Wirksamkeit bei Depression, Psychose, Demenz, Glaukom, Darmerkrankungen. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

  2. Whiting PF et al. "Cannabinoids for Medical Use: A Systematic Review and Meta-analysis." JAMA. 2015;313(24):2456-2473. Meta-Analyse von 79 Studien: Evidenz für moderate Wirksamkeit von Cannabis bei chronischen Schmerzen, Spastik (MS) und Chemotherapie-induzierter Übelkeit, allerdings häufig Nebenwirkungen. 2

  3. Devinsky O. et al. "Trial of Cannabidiol for Drug-Resistant Seizures in the Dravet Syndrome." New England Journal of Medicine. 2017;376(21):2011-2020. Placebokontrollierte Studie: CBD reduzierte Krampfanfälle bei Dravet-Epilepsie signifikant im Vergleich zu Placebo (median -39% Anfallshäufigkeit). 2

  4. Blessing EM et al. "Cannabidiol as a Potential Treatment for Anxiety Disorders." Neurotherapeutics. 2015;12(4):825-836. Übersichtsarbeit: CBD zeigte in Vorstudien anxiolytische (angstlösende) Wirkung, u.a. bei sozialer Phobie, jedoch Mangel an großen klinischen Studien.

  5. Leweke FM et al. "Cannabidiol enhances anandamide signaling and alleviates psychotic symptoms of schizophrenia." Translational Psychiatry. 2012;2:e94. Klinische Studie: Bei akuter Schizophrenie war hochdosiertes CBD ähnlich effektiv wie Antipsychotikum Amisulprid, mit weniger Nebenwirkungen – Hinweis auf antipsychotisches Potenzial von CBD.

  6. Holt A. et al. "Cannabis for chronic pain: cardiovascular safety in a nationwide study." European Heart Journal. 2024;45(4):324-332. Dänische Kohortenstudie: Patienten mit medizinischem Cannabis gegen Schmerzen hatten ein gering erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen im Vergleich zur Kontrollgruppe (ca. 0,86% vs 0,49% in 180 Tagen); kein Unterschied bei Herzinfarkt-/Schlaganfallrate.

  7. Wang X et al. "Medical cannabis use in older patients with chronic obstructive pulmonary disease (COPD) and outcomes." Canadian Journal of Respiratory Therapy. 2023;59:51-56. retrospektive Analyse: Ältere COPD-Patienten unter medizinischem Cannabis zeigten bei hoher Dosierung höhere 1-Jahres-Sterblichkeit; Autoren raten zu vorsichtiger Dosiswahl in dieser Patientengruppe.

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