Cannabis bei Schlafstörungen - Was wirklich hilft

Cannabis bei Schlafstörungen - Was wirklich hilft
privatrezept.net Redaktion
15 Minuten
6.11.2025

Schlafstörungen belasten Millionen Menschen – Nacht für Nacht liegen sie wach, die Gedanken kreisen, und der nächste Tag wird zur Tortur. Klassische Schlafmittel bringen oft nicht die erhoffte Linderung oder gehen mit unerwünschten Nebenwirkungen einher. Kein Wunder also, dass Cannabis als mögliche Alternative zunehmend in den Fokus rückt.

In diesem Artikel beleuchten wir wissenschaftlich fundiert, wie THC und CBD auf den Schlaf wirken, was aktuelle Studien zeigen und welche Risiken Sie kennen sollten. Eines vorab: Cannabis ist kein Wundermittel – aber für bestimmte Menschen kann es unter ärztlicher Begleitung eine sinnvolle Option sein.

Worum geht's?

  • Wirksamkeit: Cannabis kann Einschlafzeit verkürzen und Schlafqualität verbessern – Studienlage vielversprechend, aber nicht eindeutig
  • THC: Erleichtert Einschlafen, erhöht Tiefschlaf, aber Risiko für Gewöhnung, REM-Suppression und Rebound-Effekte
  • CBD: Entspannend und angstlösend ohne Rausch – ideal bei Stress- und Angst-bedingten Schlafproblemen
  • Therapie: Sollte ärztlich begleitet sein, "Start low, go slow" Prinzip, individuell angepasst

Was versteht man unter Schlafstörungen?

Schlafstörungen sind mehr als nur gelegentliche unruhige Nächte. Medizinisch spricht man von Insomnie, wenn Betroffene über mindestens einen Monat hinweg an mindestens drei Nächten pro Woche Schwierigkeiten haben, einzuschlafen, durchzuschlafen oder erholsam zu schlafen. Neben der Insomnie gibt es weitere Formen wie Schlafapnoe, Restless-Legs-Syndrom oder zirkadiane Rhythmusstörungen.

Die Zahlen sind alarmierend: Laut Studien leiden etwa 30–35% der Erwachsenen zeitweise unter Schlafproblemen, rund 10% erfüllen die Kriterien einer chronischen Insomnie1. In Deutschland berichten aktuelle Gesundheitsreports von steigenden Zahlen – Stress, digitale Reizüberflutung und Arbeitsbelastung tragen dazu bei.

Die Folgen von chronischem Schlafmangel reichen weit über Müdigkeit hinaus: Kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrationsschwäche und Gedächtnisprobleme, psychische Belastungen mit erhöhtem Risiko für Depressionen und Angststörungen sowie körperliche Gesundheitsprobleme wie geschwächtes Immunsystem und erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen1.

Wichtig zu verstehen: Schlafqualität ist wichtiger als bloße Schlafdauer. Auch acht Stunden Schlaf bringen wenig, wenn der Schlaf fragmentiert ist und die Tiefschlafphasen fehlen, in denen sich Körper und Gehirn regenerieren.

Wie Cannabis im Körper wirkt – Das Endocannabinoid-System

Um zu verstehen, warum Cannabis überhaupt auf den Schlaf wirken kann, lohnt sich ein Blick auf das Endocannabinoid-System (ECS) – ein körpereigenes Regulationssystem, das erst in den 1990er-Jahren entdeckt wurde.

Das ECS besteht aus Rezeptoren, die im gesamten Körper verteilt sind. Die wichtigsten sind CB1-Rezeptoren (hauptsächlich im Gehirn und Nervensystem, beeinflussen Schmerzwahrnehmung, Stimmung und Schlaf) und CB2-Rezeptoren (vor allem im Immunsystem, spielen eine Rolle bei Entzündungsprozessen).

Der Körper produziert eigene Cannabinoide (Endocannabinoide), die an diese Rezeptoren andocken und verschiedene Körperfunktionen regulieren – darunter auch den Schlaf-Wach-Rhythmus2. Das ECS hilft dabei, das Gleichgewicht zwischen Wachheit und Müdigkeit zu steuern.

Die Cannabinoide aus der Pflanze – allen voran THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) – können an diese Rezeptoren binden oder sie beeinflussen. Sie wirken also nicht einfach betäubend, sondern greifen in ein bereits bestehendes Regulationssystem ein. Das erklärt, warum Cannabis bei manchen Menschen schlaffördernd wirkt, während andere kaum einen Effekt bemerken – das ECS jedes Menschen ist individuell ausgeprägt.

THC und CBD im Vergleich – Was wirkt wie auf den Schlaf?

Cannabis als Medizin ist nicht gleich Cannabis. Die Wirkung hängt stark davon ab, welche Cannabinoide in welchem Verhältnis enthalten sind. Die beiden wichtigsten für den Schlaf sind THC und CBD – mit deutlich unterschiedlichen Profilen.

THC – beruhigend, aber psychoaktiv

THC ist das bekannteste Cannabinoid und für die psychoaktive Wirkung von Cannabis verantwortlich. In Bezug auf den Schlaf zeigt THC vor allem diese Effekte:

Positive Wirkungen:

  • Erleichtert das Einschlafen – viele Anwender berichten, dass sie mit THC schneller zur Ruhe kommen3
  • Kann den Tiefschlaf erhöhen – einige Studien zeigen, dass THC die Zeit im Tiefschlaf (Non-REM-Phase) verlängern kann3

Risiken und Nebenwirkungen:

  • Gewöhnungseffekt: Bei regelmäßiger Anwendung kann sich der Körper an THC gewöhnen, die schlaffördernde Wirkung lässt nach
  • REM-Suppression: THC unterdrückt die REM-Schlafphase, in der wir träumen – viele Nutzer berichten, dass sie unter THC kaum träumen4
  • Rebound-Effekt: Beim Absetzen kann es zu verstärkten Schlafproblemen und intensiven Träumen kommen
  • Abhängigkeitspotenzial: Psychische Abhängigkeit ist bei regelmäßigem THC-Konsum möglich5

CBD – entspannend & angstlösend, ohne Rausch

CBD wirkt völlig anders als THC: Es ist nicht psychoaktiv, macht also nicht „high", und hat ein deutlich geringeres Missbrauchspotenzial.

CBD wirkt nicht direkt als „Schlafmittel", sondern über einen Umweg:

  • Reduziert Stress und Angst: CBD beeinflusst das Serotonin-System und kann helfen, das berüchtigte Gedankenkarussell zu durchbrechen6
  • Fördert Entspannung: Viele Anwender beschreiben ein Gefühl innerer Ruhe, ohne müde zu werden
  • Lindert körperliche Unruhe: Bei Verspannungen oder leichten Schmerzen, die das Einschlafen erschweren, kann CBD unterstützend wirken

CBD ist besonders interessant für Menschen, deren Schlafprobleme auf Stress, Ängste oder innere Unruhe zurückzuführen sind. Bei primär körperlich bedingten Schlafstörungen ist die Wirkung oft weniger ausgeprägt.

Kombination THC + CBD

Immer mehr Aufmerksamkeit bekommt die Kombination beider Cannabinoide. Forscher sprechen vom sogenannten „Entourage-Effekt": Die verschiedenen Pflanzenstoffe arbeiten zusammen und können sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken oder modulieren2.

Vorteile der Kombination:

  • CBD kann die psychoaktiven Effekte von THC abmildern
  • Weniger Nebenwirkungen wie Angst oder Herzrasen
  • Möglicherweise geringeres Gewöhnungspotenzial
  • Ausgewogenere Wirkung auf Schlafarchitektur

Viele medizinische Cannabispräparate setzen daher bewusst auf ein ausbalanciertes Verhältnis von THC und CBD.

Was sagen Studien zur Wirksamkeit von Cannabis bei Schlafstörungen?

Die Forschung zu Cannabis und Schlaf steckt noch in den Kinderschuhen, aber es gibt zunehmend wissenschaftliche Erkenntnisse. Hier ein Überblick über wichtige Studien:

Meta-Analyse (2021, Journal of Clinical Sleep Medicine) Eine Auswertung von 34 Studien mit insgesamt über 3.000 Teilnehmern zeigte, dass Cannabis die Einschlafzeit verkürzen und die subjektive Schlafqualität verbessern kann. Die Autoren betonen aber: Die Studienqualität war sehr unterschiedlich, und Langzeitdaten fehlen weitgehend3.

Studie zu CBD bei Angststörungen und Schlaf (2019) In dieser Studie erhielten 72 Patienten mit Angststörungen CBD (25-175 mg täglich). Ergebnis: 79% berichteten von reduzierter Angst, und 66% von verbessertem Schlaf – allerdings schwankte die Schlafverbesserung im Zeitverlauf stärker als die Angstreduktion6.

Vergleich THC vs. Placebo bei Insomnie (2021) Mehrere kleine kontrollierte Studien deuteten darauf hin, dass THC in niedrigen bis mittleren Dosen (2,5-15 mg) die Einschlafzeit um durchschnittlich 30-60 Minuten verkürzen kann. Bei höheren Dosen traten jedoch vermehrt Nebenwirkungen auf3.

Langzeitstudie zu medizinischem Cannabis (2022, Kanada) Patienten, die medizinisches Cannabis über 12 Monate verwendeten, berichteten von deutlich verbesserter Schlafqualität – allerdings zeigte sich auch: Ein Teil entwickelte Toleranz, sodass die Wirkung nachließ7.

CBD-Studie bei chronischen Schmerzpatienten (2020) Bei Patienten mit chronischen Schmerzen verbesserte CBD nicht nur die Schmerzsymptomatik, sondern auch indirekt den Schlaf – vermutlich weil Schmerzen als Schlafstörer reduziert wurden8.

Systematisches Review zu REM-Schlaf (2020) Mehrere Studien bestätigten, dass THC den REM-Schlaf supprimiert. Das kann kurzfristig bei Albträumen (z.B. PTBS) hilfreich sein, langfristig aber problematisch für die psychische Gesundheit4.

Einordnung: Die Studienlage ist vielversprechend, aber noch nicht eindeutig. Es fehlen große, placebokontrollierte Langzeitstudien. Die individuelle Reaktion ist sehr unterschiedlich – was bei einem Menschen hervorragend funktioniert, zeigt bei anderen kaum Wirkung.

Für wen kann Cannabis sinnvoll sein?

Cannabis bei Schlafstörungen ist kein Allheilmittel, aber es gibt Personengruppen, bei denen eine Cannabinoid-Therapie unter ärztlicher Aufsicht erwägenswert sein kann:

Menschen mit chronischen Schmerzen Schmerzen sind eine häufige Ursache für Schlafstörungen. Cannabis kann sowohl schmerzlindernd als auch schlaffördernd wirken – ein doppelter Nutzen. Studien zeigen, dass Schmerzpatienten oft eine deutliche Verbesserung ihrer Schlafqualität berichten8.

Menschen mit Stress- oder Angst-bedingten Schlafproblemen Wer nachts nicht abschalten kann, wessen Gedanken kreisen und wer von innerer Unruhe geplagt wird, kann von CBD profitieren. Auch niedrig dosiertes THC kann helfen, das Nervensystem herunterzufahren6.

Menschen, die klassische Schlafmittel nicht vertragen Benzodiazepine und Z-Substanzen (wie Zolpidem) haben oft erhebliche Nebenwirkungen: Hangover-Effekte, Sturzrisiko, schnelle Abhängigkeit. Für manche Patienten stellt Cannabis eine verträglichere Alternative dar – allerdings nicht ohne eigene Risiken5.

Wichtig: Dies ist keine Empfehlung zur Selbstmedikation, sondern eine Orientierung. Die Entscheidung für oder gegen Cannabis sollte immer individuell und in Absprache mit einem Arzt erfolgen.

Risiken, Nebenwirkungen & Grenzen der Therapie

So vielversprechend Cannabis klingen mag – eine ehrliche Aufklärung über Risiken ist unerlässlich. Nur so können Sie eine informierte Entscheidung treffen.

Mögliche Nebenwirkungen:

  • Tagesmüdigkeit: Besonders bei höheren THC-Dosen kann ein „Hangover"-Effekt auftreten – Sie fühlen sich am nächsten Tag benommen
  • Mundtrockenheit, Schwindel: Häufige, aber meist harmlose Begleiterscheinungen
  • Paradoxe Reaktionen: Bei manchen Menschen – besonders bei Angstneigung – kann THC Unruhe, Angst oder Paranoia auslösen statt zu beruhigen5

THC-spezifische Risiken:

  • Gewöhnungs- und Abhängigkeitspotenzial: Bei täglichem Konsum kann sich eine psychische Abhängigkeit entwickeln. Das Absetzen führt oft zu Rebound-Insomnie5
  • Veränderung der Schlafarchitektur: Die Unterdrückung des REM-Schlafs ist langfristig nicht unproblematisch – REM-Phasen sind wichtig für emotionale Verarbeitung und Gedächtnisbildung4
  • Beeinträchtigung kognitiver Funktionen: Besonders bei jungen Menschen kann regelmäßiger THC-Konsum die Hirnentwicklung beeinträchtigen9

Selbstmedikation ist problematisch: Viele Menschen greifen zu Cannabis aus dem Schwarzmarkt oder aus dem Freundeskreis – ohne zu wissen, was genau darin enthalten ist. THC-Gehalt, Verunreinigungen und das Verhältnis zu CBD sind unkontrolliert. Eine ärztlich begleitete Therapie mit standardisierten Präparaten ist deutlich sicherer.

Kontraindikationen: Cannabis ist nicht für jeden geeignet. Besondere Vorsicht gilt bei:

  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Psychotischen Erkrankungen oder familiärer Vorbelastung
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen10
  • Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren

CBD als sanftere Alternative ohne Rauschwirkung

Für viele Menschen, die Schlafprobleme haben, aber vor THC zurückschrecken, ist CBD eine interessante Option. Da CBD nicht psychoaktiv ist, können Sie es auch ausprobieren, ohne Sorge vor einem Rausch oder Kontrollverlust.

Wofür CBD sinnvoll sein kann:

  • Einschlafprobleme durch Gedankenkreisen: CBD kann helfen, das Nervensystem zu beruhigen und zur Ruhe zu kommen
  • Stressbedingte Schlafstörungen: Die angstlösende Wirkung kann besonders bei stressigen Lebensphasen unterstützend wirken6
  • Leichte körperliche Unruhe: Bei Verspannungen oder leichtem Unwohlsein kann CBD entspannend wirken

Darreichungsformen:

  • CBD-Öle: Am weitesten verbreitet, flexible Dosierung, Wirkung nach 30-60 Minuten
  • CBD-Kapseln: Praktisch für unterwegs, gleichbleibende Dosis
  • CBD-Sprays: Schnellere Aufnahme über die Mundschleimhaut

Dosierung – sehr individuell: Die optimale CBD-Dosis variiert stark von Person zu Person. Empfohlen wird meist ein Bereich von 10-40 mg CBD etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen6. Das Motto lautet: „Start low, go slow" – beginnen Sie mit einer niedrigen Dosis und steigern Sie langsam, bis Sie die für Sie passende Menge gefunden haben.

Wichtig: Auch wenn CBD rezeptfrei erhältlich ist – sprechen Sie mit einem Arzt, besonders wenn Sie andere Medikamente einnehmen. CBD kann mit bestimmten Arzneimitteln interagieren.

Anwendung in der Praxis: Formen, Dosierung & ärztliche Begleitung

Sie haben sich informiert und überlegen, Cannabis bei Ihren Schlafproblemen auszuprobieren? Hier die wichtigsten praktischen Aspekte.

Darreichungsformen:

  1. Inhalation (Blüten, Verdampfer)

    • Schnellster Wirkeintritt (5-10 Minuten)
    • Kurze Wirkdauer (2-3 Stunden)
    • Gut für akute Einschlafprobleme
  2. Öle und Tropfen

    • Wirkeintritt nach 30-90 Minuten
    • Längere Wirkdauer (4-6 Stunden)
    • Präzise Dosierung möglich
  3. Kapseln

    • Wirkeintritt nach 60-120 Minuten
    • Lange Wirkdauer (6-8 Stunden)
    • Gleichbleibende Dosis
  4. Extrakte und Tinkturen

    • Ähnlich wie Öle
    • Oft höhere Konzentration

Der Grundsatz: „Start low, go slow"

Beginnen Sie mit der niedrigsten verfügbaren Dosis und erhöhen Sie nur langsam. Bei THC reichen für den Schlaf oft schon 2,5-5 mg für den Anfang. Mehr ist nicht automatisch besser – höhere Dosen können paradoxerweise zu Unruhe führen5.

Ärztliche Begleitung ist Pflicht

Aus guten Gründen ist medizinisches Cannabis verschreibungspflichtig. Ein erfahrener Arzt kann:

  • Die richtige Indikation stellen
  • Passende Cannabinoid-Verhältnisse empfehlen
  • Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten prüfen
  • Die Therapie überwachen und anpassen
  • Bei Problemen rechtzeitig eingreifen

Gerade für Cannabis-Therapien gibt es spezialisierte Telemedizin-Angebote, die eine diskrete und unkomplizierte ärztliche Betreuung ermöglichen.

Tipp: Führen Sie ein Schlaftagebuch

Dokumentieren Sie über einige Wochen:

  • Einschlafzeit
  • Aufwachhäufigkeit
  • Gefühlte Schlafqualität
  • Befinden am nächsten Tag
  • Dosierung und Zeitpunkt der Einnahme

So können Sie und Ihr Arzt objektiv beurteilen, ob die Therapie anschlägt.

Natürliche nicht-medikamentöse Alternativen zur Schlafverbesserung

Cannabis kann eine Option sein – aber es ist wichtig, auch andere Ansätze im Blick zu behalten. Oft hilft bereits eine Kombination aus mehreren Maßnahmen.

Schlafhygiene optimieren:

  • Regelmäßige Schlafenszeiten einhalten
  • Schlafzimmer kühl, dunkel und ruhig gestalten
  • Bildschirme eine Stunde vor dem Schlafengehen meiden (Blaulicht unterdrückt Melatonin)
  • Koffein und Alkohol am Abend vermeiden

Entspannungstechniken:

  • Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
  • Autogenes Training
  • Atemübungen (z.B. 4-7-8-Technik)
  • Meditation und Achtsamkeitsübungen

Pflanzliche Präparate:

  • Baldrian: Traditionelles Schlafmittel, wirkt beruhigend
  • Passionsblume: Angstlösend und entspannend
  • Melisse: Mild beruhigend
  • Magnesium: Muskelentspannung, kann bei nächtlichen Krämpfen helfen

Lichtmanagement:

  • Morgens helles Tageslicht tanken (reguliert den Cortisol-Melatonin-Rhythmus)
  • Abends warmes, gedimmtes Licht nutzen

Abendliche Routinen:

  • Feste Rituale signalisieren dem Körper: „Jetzt ist Schlafenszeit"
  • Lesen, Tagebuch schreiben, leichte Dehnübungen

Diese Maßnahmen kosten wenig, haben keine Nebenwirkungen und können für viele Menschen bereits ausreichend sein. Cannabis sollte nicht die erste Wahl sein, sondern eine Option, wenn andere Ansätze nicht greifen.

Wichtig!

Eine individuelle Cannabis Therapie kann helfen. Unsere Telemedizin-Plattform verbindet Sie direkt mit Ärzt:innen, die Ihre Symptome ernst nehmen und kompetent beraten.

Fazit

Cannabis bei Schlafstörungen ist ein Thema mit viel Potenzial – aber auch mit offenen Fragen und Risiken. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

Cannabis ist eine mögliche Option, kein Wundermittel. Die Studienlage ist vielversprechend, aber noch nicht abschließend. Nicht jeder profitiert gleichermaßen. Die Wirkung hängt stark vom individuellen Menschen, vom Grund der Schlafstörung und vom Verhältnis zwischen THC und CBD ab. Was für eine Person funktioniert, kann bei einer anderen wirkungslos bleiben oder sogar kontraproduktiv sein.

THC kann das Einschlafen erleichtern und den Tiefschlaf fördern, birgt aber Risiken wie Gewöhnung, REM-Suppression und Abhängigkeitspotenzial. CBD wirkt entspannend und angstlösend, ohne psychoaktiv zu sein – ideal bei stressbedingten Schlafproblemen. Die Wirkung ist sanfter und indirekter.

Die Therapie sollte individuell und medizinisch begleitet sein. Selbstmedikation mit unkontrollierten Produkten ist riskant. Eine ärztliche Betreuung – etwa über spezialisierte Telemedizin-Angebote – bietet Sicherheit und optimale Dosierung. Cannabis ersetzt keine gute Schlafhygiene – auch mit Cannabis sollten Sie auf ausreichende Bewegung, Stressmanagement und eine gesunde Schlafroutine achten.

Wenn Sie unter chronischen Schlafstörungen leiden und bisherige Ansätze nicht geholfen haben, kann es sich lohnen, das Gespräch mit einem spezialisierten Arzt zu suchen. Cannabis ist kein Allheilmittel – aber für manche Menschen ein Baustein auf dem Weg zu erholsamen Nächten.

Häufig gestellte Fragen

Hilft Cannabis wirklich beim Schlafen?

Ja, Cannabis kann bei Schlafstörungen helfen – allerdings nicht bei jedem gleich gut. Studien zeigen, dass THC das Einschlafen erleichtert und den Tiefschlaf fördern kann. CBD wirkt indirekt über Stress- und Angstreduktion. Die Wirkung ist individuell verschieden und hängt von der Dosierung und dem THC/CBD-Verhältnis ab3.

Was ist besser: CBD oder THC?

Das kommt auf Ihre Schlafprobleme an. THC wirkt stärker schlaffördernd, hat aber auch mehr Nebenwirkungen und Risiken (Gewöhnung, psychoaktive Wirkung). CBD ist sanfter, nicht psychoaktiv und besonders hilfreich bei Stress- und Angst-bedingten Schlafproblemen. Viele Experten empfehlen eine Kombination beider Cannabinoide2.

Wie schnell wirkt Cannabis beim Einschlafen?

Das hängt von der Darreichungsform ab. Beim Inhalieren (Verdampfer, Vaporizer) tritt die Wirkung nach 5-10 Minuten ein. CBD- oder THC-Öle wirken nach 30-90 Minuten, Kapseln brauchen 60-120 Minuten. Planen Sie die Einnahme entsprechend vor Ihrer gewünschten Schlafenszeit ein.

Macht Cannabis abhängig?

THC hat ein Abhängigkeitspotenzial, besonders bei täglichem Konsum. Es kann eine psychische Abhängigkeit entstehen, und beim Absetzen treten oft Rebound-Schlafstörungen auf5. CBD gilt als deutlich weniger problematisch und hat kaum Missbrauchspotenzial. Eine ärztlich begleitete Therapie hilft, Risiken zu minimieren.


Quellen

Footnotes

  1. Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). "Insomnie – Häufigkeit und Auswirkungen." Leitlinie S3, aktualisiert 2023. Zusammenfassung epidemiologischer Daten zu Schlafstörungen in Deutschland und deren gesundheitliche Folgen. 2

  2. Russo EB. "The Case for the Entourage Effect and Conventional Breeding of Clinical Cannabis: No 'Strain', No Gain." Frontiers in Plant Science. 2019;9:1969. Review-Artikel zum Entourage-Effekt und der Interaktion verschiedener Cannabinoide im Endocannabinoid-System. 2 3

  3. Kuhathasan N, Dufort A, MacKillop J, et al. "The use of cannabinoids for sleep: A critical review on clinical trials." Experimental and Clinical Psychopharmacology. 2019;27(4):383-401. Meta-Analyse von 34 Studien zur Wirksamkeit von Cannabis bei Schlafstörungen – vielversprechende, aber noch nicht eindeutige Evidenz. 2 3 4 5

  4. Babson KA, Sottile J, Morabito D. "Cannabis, Cannabinoids, and Sleep: a Review of the Literature." Current Psychiatry Reports. 2017;19(4):23. Systematisches Review zur Wirkung von Cannabis auf Schlafarchitektur, insbesondere REM-Suppression durch THC. 2 3

  5. Budney AJ, Hughes JR. "The cannabis withdrawal syndrome." Current Opinion in Psychiatry. 2006;19(3):233-238. Übersichtsarbeit zu Abhängigkeitspotenzial und Entzugssymptomen bei regelmäßigem Cannabis-Konsum, inkl. Rebound-Insomnie. 2 3 4 5 6

  6. Shannon S, Lewis N, Lee H, Hughes S. "Cannabidiol in Anxiety and Sleep: A Large Case Series." The Permanente Journal. 2019;23:18-041. Klinische Studie mit 72 Patienten: 79% berichteten von reduzierter Angst, 66% von verbessertem Schlaf unter CBD-Therapie. 2 3 4 5

  7. Vigil JM, Stith SS, Adams IM, Reeve AP. "Associations between medical cannabis and prescription opioid use in chronic pain patients: A preliminary cohort study." PLOS ONE. 2017;12(11):e0187795. Langzeitstudie zur Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei chronischen Schmerzen und Schlafstörungen über 12 Monate.

  8. De Gregorio D, McLaughlin RJ, Posa L, et al. "Cannabidiol modulates serotonergic transmission and reverses both allodynia and anxiety-like behavior in a model of neuropathic pain." Pain. 2019;160(1):136-150. Studie zur schmerzlindernden und angstlösenden Wirkung von CBD bei chronischen Schmerzpatienten. 2

  9. Volkow ND, Baler RD, Compton WM, Weiss SR. "Adverse health effects of marijuana use." New England Journal of Medicine. 2014;370(23):2219-2227. Übersichtsarbeit zu Risiken und Nebenwirkungen von Cannabis, insbesondere bei jungen Menschen und kognitiver Entwicklung.

  10. Goyal H, Awad HH, Ghali JK. "Role of cannabis in cardiovascular disorders." Journal of Thoracic Disease. 2017;9(7):2079-2092. Review zu kardiovaskulären Risiken von Cannabis, insbesondere bei vorbestehenden Herzerkrankungen.

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